Interview: Oliver Kaltner von Microsoft über die Multiscreen Strategy und das Entertainment der Zukunft.

„Windows 8 wird die Kraft des PCs mit dem Potential eines Tablets vereinen“ und soll das erste Betriebssystem auf dem Markt werden, „das stationäre und mobile Nutzungsszenarien konsequent und nutzerfreundlich integriert“, verspricht Oliver Kaltner, Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland, im Interview mit mobilbranche.de. Im Vorfeld der Audiovisual Media Days am 14./15. Mai in München, wo er die Keynote „Multiscreen Strategy: Das Entertainment der Zukunft“, halten wird, skizziert Oliver Kaltner seinen Plan, dem Nutzer „eine einheitliche und leicht verständliche Benutzeroberfläche zur Verfügung zu stellen“, zu der das so genannte „Natural User Interface“ der Schlüssel ist. Oliver Kaltner, der als General Manager der Consumer Channels Group (CCG) den Vertrieb und die Vermarktung aller Endgeräte von Microsoft an Privatkunden verantwortet, nennt zudem aktuelle Zahlen zu Windows Phone und gibt einen Ausblick auf künftige Bedienkonzepte.

mobilbranche.de: Herr Kaltner, auf den Audiovisual Media Days halten Sie die Keynote „Multiscreen Strategy: Das Entertainment der Zukunft“. Welche Rolle werden die verschiedenen Bildschirme, seien es Fernseher, Smartphone, Tablet oder PC, denn in fünf Jahren einnehmen und wie wird deren Verzahnung miteinander aussehen?

Oliver Kaltner: Cloud-Dienste machen die integrierte Nutzung unterschiedlicher Devices für den Konsumenten einfach, komfortabel und schnell. Gleichzeitig ist die dahinter stehende Technik durch unterschiedliche Standards und Schnittstellen hochkomplex. Bei Microsoft verfolgen wir diesen Multiscreen Ansatz seit Jahren sehr konsequent. Das Ziel muss darin bestehen, dem Nutzer eine einheitliche und leicht verständliche Benutzeroberfläche zur Verfügung zu stellen. Das so genannte „Natural User Interface“ ist der Schlüssel. Dabei wird es zukünftig keine Rolle mehr spielen, ob ich die Endgeräte über Tastatur, Maus, Touchdisplay, Gestensteuerung oder Sprache steuere. Wir haben dafür das „Metro-Design“ erfunden. Es ermöglicht dieselbe User-Experience auf dem PC, dem Smartphone, dem TV-Bildschirm. Metro-Design finden Sie im aktuellen Windows Phone, der Xbox und in Kürze auch im neuen Betriebssystem Windows 8. Da wächst ein einzigartiges, homogenes Ökosystem zusammen. Das ist die Zukunft!

mobilbranche.de: Welche Rolle wird dabei die Cloud spielen und wie positioniert sich Microsoft gegen Wettbewerber wie Apples iCloud oder Dropbox?

Oliver Kaltner: Mit unserer Online Festplatte Windows Live Skydrive haben wir ein sehr attraktives und bereits etabliertes Angebot im Markt. Skydrive hat zudem gerade ein umfassendes Update mit vielen Verbesserungen erhalten. Und auch von unterwegs ist Skydrive auf allen wichtigen mobilen Plattformen nutzbar. Das User Feedback sowohl aus dem Commercial wie auch dem Consumer Umfeld ist sehr positiv.

mobilbranche.de: In welchen Kategorien wird sich die Cloud denn eher durchsetzen? Im Entertainment oder doch eher im Bereich Produktivität?

Oliver Kaltner: Da gibt es für mich überhaupt kein entweder oder. Was Cloud basiertes Entertainment angeht, so hat Microsoft ein transdigitales Ökosystem geschaffen, das ein lückenloses und plattformübergreifendes Unterhaltungserlebnis möglich macht. Durch diesen „Entertainment anyplace, anywhere, anytime“-Ansatz treten die Endgeräte in den Hintergrund und der Verbraucher bekommt mehr Freiheit und Auswahl. Beispiel „Video on Demand“: Fernsehen zu festen Zeiten wird zusehends eine geringere Rolle spielen. Die Auswahl des Fernsehprogramms liegt heute längst in der Hand des Konsumenten. Aber natürlich wird sich Cloud Technologie auch im Unternehmen durchsetzen, weil sie flexible, mobile und kollaborative Arbeitsprozesse unterstützt. Die Barrieren, beispielsweise im Bereich Datenschutz, sind überwindbar. Generell beobachten wir einen unaufhaltsamen Trend zur „Consumerization of IT“, das bedeutet, die digitalen Lösungen, die der Konsument im Privatleben einsetzt, erwartet er auch von seinem Arbeitgeber. Da mischen sich die Lebenswelten und die Cloud ist ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung.

mobilbranche.de: Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung von Windows Phone? Trotz Partnerschaft mit Nokia hat es Ihr Ökosystem ja offenkundig nicht ganz einfach, sich beim Endkunden durchzusetzen, auch wenn die Zahl der verfügbaren Apps beständig steigt.

Oliver Kaltner: Sie sagen es, das Windows Phone App Angebot wächst laut IDC schneller als bei den Mitbewerbern. Wir brauchten nur zwei Monate – halb so lang wie Android – um die 4.000er-Marke an verfügbaren Apps zu überschreiten. Mittlerweile stehen wir bei über 80.000 Apps. Der Windows Phone Marketplace wurde kürzlich in fünf weiteren Ländern gelauncht, 23 weitere Märkte werden in Kürze folgen, womit Apps über den Marketplace weltweit in 63 Ländern verfügbar sein werden – ein Anstieg um 60 Prozent. Zudem haben wir die Verfügbarkeit von Windows Phone insgesamt expandiert und sind nun auch auf wichtigen Märkten wie China präsent. Wir sind auf einem guten Weg und haben einen langen Atem, um uns hier gut und breit im Markt zu platzieren.

mobilbranche.de: Was bedeutet die Markteinführung von Windows 8 speziell für den Bereich Mobilgeräte?

Oliver Kaltner: Windows 8 wird die Kraft des PCs mit dem Potential eines Tablets vereinen. Das neue Betriebssystem wird neben Maus- und Tastatureingabe per Touch-Steuerung bedienbar und damit auch auf Tablets optimal nutzbar sein. Über Windows Live sind cloudbasierte Dienste über verschiedene mobile Endgeräte miteinander vernetzt. Windows 8 ist ein Meilenstein in der ereignisreichen Windows Geschichte. Es ist das erste Betriebssystem auf dem Markt, das stationäre und mobile Nutzungsszenarien konsequent und nutzerfreundlich integriert.

mobilbranche.de: Die bewegungssenitive Kinect-Steuerung der Xbox ist der Hit. Wann wird man mit einem solchen Bedienungskonzept auch sein Windows Phone steuern können?

Oliver Kaltner: Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zu diesem Thema zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.

mobilbranche.de: Wird es in zehn Jahren überhaupt noch die klassischen Bedienkonzepte für Hardware geben, seien es Maus und Tastatur, Konsolen-Controller oder die Touch-Steuerung – oder werden Sie von Sprach- und Sensorensteuerung komplett ersetzt?

Oliver Kaltner: Kinect für Xbox 360 oder Windows, Omnitouch, Spacheingaben, Gesten: Die Art und Weise, wie wir mit Technik interagieren ist die wichtigste Consumer Experience überhaupt. Schließlich liegt der Schlüssel zu den wichtigsten Trends in der IT im Zugang. Das Interface spielt dabei die entscheidende Rolle, indem es die Art und Weise bestimmt, wie wir mit komplexen Technologien interagieren – und ob wir sie im wahrsten Sinne des Wortes „im Griff“ haben. Intuitiv und möglichst natürlich soll die Bedienung sein – ob per Fingerzeig, Sprache oder mit Armen und Beinen. Mit „Kinect für Xbox 360“ haben wir gezeigt, wie es geht – und unsere Wissenschaftler arbeiten an neuen verblüffenden Konzepten: „HoloDesk“ zum Beispiel ist ein Prototyp für interaktive 3D-Umgebungen, ein weiteres Projekt ist „Omnitouch“, mit dem man Touch-Bedienoberflächen auf jedes beliebige Objekt projizieren kann. Sie sehen, wir arbeiten daran, wie wir künftig die digitale Sphäre noch besser zu fassen kriegen. Aber, Digitalisierung ist weiterhin kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um die Kommunikation und Interaktion zwischen Menschen zu verbessern. Es wird also noch eine Weile dauern, bis etablierte und sich bewährte Bedienkonzepte komplett abgelöst werden.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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