Interview: Hermann Waldner über taxi.eu.

Der Markt der Taxivermittlungen wandelt sich derzeit schlagartig – immer mehr Kunden bestellen ihr Taxi nicht mehr telefonisch, sondern per Smartphone-App. Während das Startup MyTaxi spätestens nach dem Einstieg von Daimler einiges an Hype ausgelöst hat, bieten längst auch die klassischen Funkzentralen und Taxi-Softwarehersteller ihre Taxivermittlung ebenfalls per App an. Kaum einer kennt das Taxi-Geschäft dabei so gut wie Hermann Waldner: Seit 1978 zunächst selbst Taxifahrer in Berlin, führte er später mehrere Taxibetriebe und Funkzentralen. 2011 gründete er die Taxiplattform taxi.eu, die seit 2012 von dem Gemeinschaftsunternehmen fms Systems GmbH betrieben wird. taxi.eu bündelt 40.000 Taxis in 60 Städten und 8 Ländern in Europa.

mobilbranche.de: Herr Waldner, Ihr beruflicher Weg erinnert ein kleines bisschen an den Tellerwäscher aus den USA – wie kamen Sie vom lokalen Taxibetrieb über das Mobile Business zu taxi.eu, einer der größten Taxi-Vermittlungen Europas?

Hermann Waldner: Die Geschichte vom Tellerwäscher stimmt schon ein bisschen. 1981 habe ich als mittelloser Student und Aushilfstaxifahrer mit geliehenen 10.000 Mark von meinem Vater angefangen. Mit dem Geld und einem gebrauchten Taxi habe ich dann meinen eigenen Taxibetrieb gegründet. Alles Weitere habe ich aus eigener Kraft und mit der Hilfe von Bankkrediten geschafft. In meinen Taxizentralen in Berlin habe ich heute 4.600 Taxen als Vertragspartner. Wir nutzen die Taxi-Vermittlungssoftware von Austrosoft/fms nun schon seit vielen Jahren, genauso wie inzwischen 100 Taxizentralen in ganz Europa. Auf die Idee mit der Vermittlungs-App bin ich ungefähr im Oktober 2010 gekommen, als es für 25 Funkzentralen aus der Gruppe der Austrosoft/fms-Nutzer eigene Apps gab, die in der Regel den Namen der Stadt oder der Funkzentrale trugen. Da erschien es sinnvoll, eine eigene Marke mit App und Bestell-Portal zu gründen, die diese überregional vertretenen Anwender vernetzt. Technisch war es kein großes Problem, die App so einzustellen, dass die Aufträge an die Taxen der einzelnen Funkzentralen vollautomatisch vermittelt werden konnten. Die Marke taxi.eu habe ich zusammen entwickelt mit meinem Sohn Ben, der heute 22 Jahre alt ist.

mobilbranche.de: Wieviele Fahrten vermitteln Sie mit taxi.eu denn täglich?

Hermann Waldner: Von den insgesamt rund 300.000 täglichen Fahrten, die in unserer Gruppe gemacht werden, kommen momentan 7.000 Fahrten über die App-Vermittlung. Dazu kommen dann noch die Online-Bestellungen, die Bestellungen über die Web-App und die anderen vollautomatischen Bestellmethoden wie etwa das telefonische Autobooking. So erreichen wir jeden Tag eine Zahl von 50.000 Taxi-Bestellungen, die vollautomatisch abgewickelt werden.

mobilbranche.de: taxi.eu bietet eine kostenlose Smartphone-App für iPhone und Android – Ihre Konkurrenz wie etwa MyTaxi allerdings auch. Wie unterscheiden Sie sie sich von den Wettbewerbern und was macht Sie zu einem Marktführer?

Hermann Waldner: Mit 60 Städten in 8 Ländern, 40.000 Taxis und 150.000 Taxifahrern insgesamt, die diese Aufträge bedienen, sind wir schon mal Marktführer, was die wichtigsten Kennzahlen betrifft. Die Zahl der monatlich vermittelten Aufträge liegt aktuell bei 10 Millionen und wir befinden uns in einer Phase schnellen Wachstums sowohl bei den Taxen als auch bei Aufträgen. Wir rechnen mit 60.000 Taxen, die Ende dieses Jahres bei taxi.eu dabei sein werden. Allein durch unsere hohe Taxidichte in den Städten haben wir einen klaren Vorteil im Vergleich zum Wettbewerb. Bei uns dauert die Anfahrtszeit zum Kunden im Durchschnitt nur ein Drittel der Zeit.

mobilbranche.de: taxi.eu wirbt damit, dass seine App besonders intuitiv bedienbar sein soll. Was heißt das?

Hermann Waldner: Eine Taxi-App hat als Zielgruppe ja die gesamte Bevölkerung. Geschäftsleute, Urlauber auf dem Weg zum Flughafen, Theatergänger oder auch ältere Menschen. Unsere App darf kein Informatik-Studium voraussetzen, sondern sie muss einfach und klar zu bedienen sein. Das haben wir geschafft und das können wir auch am Feedback der Nutzer ablesen.

mobilbranche.de: Haben Sie auch mal die Konkurrenz ausprobiert um besser vergleichen zu können oder auch selbst besser zu sein?

Hermann Waldner: Na klar. Nur wer vergleicht, hat die Chance besser zu werden.

mobilbranche.de: Nutzen Sie selbst auch Ihre App oder Ihre mobile Seite – oder rufen Sie sich weiterhin telefonisch Ihren „Stamm-Taxifahrer“ in Berlin?

Hermann Waldner: Ich bestelle nur noch mit der taxi.eu-App. Zum einen genieße ich den Service, zum anderen kann ich so die Perspektive unserer Nutzer besser einschätzen. Und mit meinem Stamm-Taxifahrer trink ich dann mal einen Kaffee in der Zentrale in Berlin.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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3 Antworten zu “Interview: Hermann Waldner über taxi.eu.”

  1. tut mir Leid, aber „intuitiver“ ist definitiv die mytaxi App – da gibt’s noch viel zu tun, meiner Meinung nach – außerdem ist taxi.eu durch den Druck der Mitbewerber entstanden…Oktober 2010 kam die „Idee“ – mytaxi wurde schon 2009 gestartet…

  2. […] taxi.eu Interview: Hermann Waldner über taxi.eu. Der Markt der Taxivermittlungen wandelt sich derzeit schlagartig – immer mehr Kunden bestellen ihr Taxi nicht mehr telefonisch, sondern per Smartphone-App. Während das Startup MyTaxi spätestens nach dem Einstieg von Daimler einiges an Hype ausgelöst hat, bieten längst auch die klassischen Funkzentralen und Taxi-Softwarehersteller ihre Taxivermittlung ebenfalls per App an. Kaum einer kennt das Taxi-Geschäft dabei so gut wie Hermann Waldner. Mobilbranche.de […]

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