Interview: Harald Neidhardt über MLOVE.

Harald Neidhardt ist Mitgründer von Smaato (derzeit im Sabbatical), das sich seit Gründung 2005 mittlerweise mit mehr als 90 Mitarbeitern in den verschiedensten Standorten zu einem führenden weltweiten Anbieter von mobiler Werbung entwickelt hat. 2008 als spontane Initiative mit ein paar Freunden gestartet, hat Harald Neidhardt zudem MLOVE aufgebaut, das in kurzer Zeit zu einer bemerkenswerten mobilen Community und Veranstaltungsreihe geworden ist. Darüber und über die neuen MLOVE Mobile Trendreports spricht Harald Neidhardt im mobilbranche-Interview.

mobilbranche.de: MLOVE ist als Veranstaltungsreihe mittlerweile auf drei Kontinenten präsent. Was für Unterschiede gibt es zwischen MLOVE in Europa, Japan und USA?

Harald Neidhardt: Thematisch drehen sich auch in diesem Jahr alle drei Events um das Thema Future of Mobile, und das mit Passion und voller Inspiration – egal ob es in Deutschland, USA oder Japan stattfindet. Es geht in erster Linie darum, wie sich unser Leben verändert im Umgang mit den mobilen Geräten. Dabei sind wir der Überzeugung, dass Mobile der Schlüssel ist zur Mobilität der Gesellschaft, die sich in disruptiven Chancen für neue StartUps manifestiert. Diese wollen wir aufzeigen anhand von Erfolgsstories, Denkanstössen und lebhaften Diskussionen in den MLOVE ConFestivals.

Jede Region hat seine kulturellen und ökonomischen Unterschiede, die wir auch in unsere Veranstaltungen integrieren. Mit dem MLOVE ConFestival gehen wir an die Küste Kaliforniens, um dicht dran zu sein an der unglaublichen Innovationskraft, die seit Jahren aus dem Silicon Valley zu uns kommt. Neben Apple, Google, Facebook und weiteren Giganten dieser Welt findet man im Valley natürlich insbesondere tolle Start-ups und kreative Erfinder. Dazu geben wir dann noch die faszinierendsten Designer, Entrepreneure, Künstler oder Geeks die wir finden konnten und voilà, fertig ist ein ganz besonderes MLOVE ConFestival an meiner Traumstrasse Highway 1.

Wer unsere Events kennt weiß auch, dass es neben tollen und inspirierenden Vorträgen auch noch ne ganze Menge anderer Dinge zu Staunen und Mitmachen gibt! Zum Beispiel haben wir eine Sprecherin von Burningman gewinnen können und dazu führende Design Experten von Microsoft, Frog Design und Fjord. Beim Thema „Connected Car“ haben wir einen Dozenten der Singularity University und erfolgreiche App-Entwickler in einer Session. Dazu wollen wir einige sehr „anschauliche“ Gästen auf dem Hof parken, u.a. das „Best of Show“ Auto der CES 2012. Die aktuellen Sprecher findet man hier.

Auf das Event in Japan freue ich mich persönlich am meisten, auch wenn es bis dahin noch eine ganze Menge an Arbeit fürs Team gibt. Aufgrund der Sprache sind wir in diesem Land stark auf unseren Partner Dentsu vor Ort angewiesen, der uns an eine sehr geschätzte, aber doch völlig fremde Kultur heranführen wird. Japan hat uns einiges voraus, z.B. seit mehr als 10 Jahren schon 3G-Netzwerke und auch 4G weitreichend installiert. Wir bieten eine Reise in die Zukunft und werden vermitteln zwischen High Tech, der reichen, traditionellen Kultur und den globalen Mobile Trends von morgen.

mobilbranche.de: Kannst Du schon einen inhaltlichen Ausblick auf MLOVE Germany 2012 geben?

Harald Neidhardt: MLOVE Germany wird auch in diesem Jahr in unserem wundervollen Schloss „südlich von Berlin“ stattfinden. Die besondere Atmosphäre und der auf 250 Teilnehmer begrenzte Rahmen bringt eine besondere Stimmung und die Möglichkeit der Vernetzung mit sich – die Freunde und Geschäftspartner, die man hier gewinnt, werden einen lange begleiten.

Unsere ersten Sprecher sind Experten für Branding & Internet of Things (Jessi Baker von Being/TBWA), Afrika (Monty Munford, Autor) oder Transmedia Storytelling (Mara Balestrini, Universität Barcelona).

Wir konzentrieren uns darauf, gemeinsam mit den Teilnehmern und Sprechern Szenarios zu entwickeln, wie eine mobile Zukunft aussehen könnte. Das heißt, dass wir in unseren Workshops eine Vielzahl von Themen des täglichen Lebens integrieren und in Form von Workshop Formaten abdecken: dieses Mal insbesondere TV, Mobile in Afrika und auch Kommunikation, Automobile, Commerce, Media – bis hin zu Kunst und Musik.

Mit unseren Ideation Sessions haben wir, in Kooperation mit unseren MLOVE-Alumni, eine ganz eigene und kreative Brainstorming-Technik entwickelt. Sprecher, Moderatoren, Sponsoren und Teilnehmer werden dabei in kleine Gruppen aufgeteilt, um in verschiedenen fiktiven Szenarien Problemlösungen und Ideen zu generieren. Neben den Workshops sind es die leidenschaftlichen Vorträge unserer Speaker sowie die inspirierenden Teilnehmer aus der ganzen Welt, die unsere MLOVE ConFestivals zu dem machen, was es ist – eine Art „TED für Mobile“ mit einem Schuss „Burningman“. Und: unser Plan für das Abendprogramm wird der „Knaller“!

Übrigens, wer uns noch nicht so kennt, kann sich hier in einem einen kleinen Video ein gutes Bild von der Stimmung machen.

mobilbranche.de: Neuerdings bietet MLOVE zusammen mit TrendONE einen monatlichen Trendreport heraus, der im März erstmals erschienen ist. Stelle die Idee dahinter doch bitte kurz vor.

Harald Neidhardt: Innovationen im Bereich Mobile entwickeln sich weltweit so rasant schnell, dass selbst mir und vielen Experten beim Verfolgen aller News die Puste ausgeht. Zudem fehlt uns im Daily Business einfach die Zeit, alle relevanten News in den Medien zu filtern und zu bewerten. Diese Aufgabe ist aber extrem wichtig, denn nur durch die Beobachtung sogenannter Microtrends können beispielsweise intelligente Marketingkampagnen, neue Technologien, Media- wie auch Online-Innovationen sowie neuartige Geschäftsmodelle oder Produkte rechtzeitig erkannt werden.

Daher ist die Idee des MLOVE Mobile Trendreports gemeinsam mit TrendONE entstanden. Dieser beinhaltet monatlich mindestens 35 der relevantesten und neuesten Praxisbeispiele aus dem Mobile Business, die über 80 Scouts in 22 Sprachregionen monatlich aus über 350 globalen Innovationen identifizieren. Zudem veröffentlichen wir auch noch aktuelle Zahlen von Partnern aus dem mobilen App Markt, die wir kompakt und praxisrelevant aufbereiten. Mit dem Trendreport bekommt jeder Marketing-Entscheider und Agentur-Chef ein wichtiges Steuerungsinstrument in die Hand und die Ausrede mit der fehlenden Zeit gilt ab sofort nicht mehr.

(Anmerkung der Redaktion: Ab sofort präsentiert mobilbranche.de jeden Monat einen ausgewählten Microtrend aus diesem Report – den Auftakt macht die YouTube-Fernbedienung „Clik“)

mobilbranche.de: Nun geht es ja bei dem Trendreport eher um viele Microtrends als um den einen großen Trend an sich. Kannst Du dennoch zwei besonders große Trends im Bereich Mobile für 2012 nennen, die Dich besonders beeindrucken bzw. von denen Du Dir viel versprichst?

Harald Neidhardt: Ich war in den letzten Wochen sehr viel unterwegs, wie zum Beispiel auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona oder beim South by Southwest (SXSW) Festival in Austin, das sich mittlerweile zu einer Pilgerstätte für Tech-Journalisten, Startup-Gründer und Investoren entwickelt hat – ich würde sagen ein „Spring-Break for Tech Nerds“.

Daher werden auch dort oftmals neue Mobile-Applikationen vorgestellt und getestet, die mit Sicherheit eine Richtung in Sachen Trends der nächsten Monate vorgeben. In diesem Jahr waren beispielsweise die Startups Highlight, Zaarly, TaskRabbit und Localmind vertreten, die alle soziale, lokale und mobile Anwendungen oder eine Kombination aus diesen Wachstumstreibern entwickelt haben. Dieser Trend wird ja neu-denglisch als „SoLoMo“ bezeichnet, der sich durch die rasante Verbreitung des mobilen Internets, sprich die extreme Zunahme von Smartphones und Tablets in den letzten Monaten, manifestiert. Wie wir aber sehen, kommen die guten Ideen nicht mehr nur automatisch aus dem Valley – auch aus Europa, insbesondere in Berlin, Stockholm und London haben wir endlich coole neue Startups mit tollen Ideen bei diesen Events getroffen.

Ein zweites wichtiges Thema, das man vor allem auch auf dem MWC gut beobachten konnte, war das Thema Mobile Payment und M-Commerce. Bargeldloses bezahlen via Smartphones gehört mit entsprechenden Applikationen schon zum normalen Alltag gehören von vielen: Square macht schon mehr als 10 Mio Dollar Umsatz am Tag! Und mit dem neuen Cardcase Modul kann man seinen Kaffee vom Square Konto auch ohne Kreditkarten-„Swipe automatisch bezahlen. PayPal und die großen Kreditkarten Player Visa und MasterCard liefern sich mit Google Wallet ein Rennen am Point of Sale – aber große Retailer wie Starbucks haben ihre eigenen Apps schon in den Taschen der mobilen Avantgarde.

Während viele noch auf Near Field Communication (NFC) warten, geht der Trend hier also schon weiter und setzt auf der App-Economy auf, die sich rasant selbst zu einem gigantischen Wirtschaftszweig entwickelt hat.

mobilbranche.de: Der Trendreport ist eines Eurer ersten großen eigenen Medienangebote. Zugleich erhöht sich derzeit die Frequenz der Postings auf der Website mlove.com und Ihr sucht redaktionelle Mitarbeiter. Nachdem MLOVE als Confestival ja eine Art „TED for Mobile“ ist, wird es künftig im Web dann auch das „Techcrunch for Mobile“ sein oder wie ist das zu verstehen?

Harald Neidhardt: Was als spontane Initiative mit ein paar Freunden von mir 2008 begann, hat sich mit unseren Camps und dem ConFestival über die Jahre zu einem exklusiven Treffpunkt für „Mobile Passionistas“ entwickelt. Mittlerweile wächst unsere Community täglich und unser Ziel ist es, gemeinsam neue Ideen und inspirierende Denkweisen zu generieren, die weit über die Zukunft von Mobile hinausgehen und im täglichen Leben oder in der Arbeit zum Einsatz kommen.

Daher haben wir auch unser Portfolio erweitert und MLOVE.com geschaffen – eine Plattform, auf der wir neben unseren Events in Deutschland, USA und Japan seit neustem auch weitere Medienangebote wie etwa den Trendreport sowie spannende Geschichten und Interviews mit Vordenkern und Visionären unserer Zeit veröffentlichen.

Mit TechCrunch arbeiten wir bei unseren Events eng zusammen und sehen uns eher ergänzend zu den Finanzierungs- und Launch-Stories der digitalen Welt. Irgendwann als „Techcrunch für Mobile“ und daher als wichtige mediale Plattform bezeichnet zu werden wäre natürlich ein Traum, allerdings sehen wir unsere Positionierung spitzer auf den disruptiven Einfluss von Mobile auf unsere Gesellschaft, die verschiedensten Industrien und Lebensbereiche. Uns interessieren die Macher und Menschen hinter den Startups, die dafür sorgen, dass Mobile zu einer Fernsteuerung für unser Leben wird. Und es geht insbesondere darum, dass wir internationale Startup-Communities und -Hubs in den Metropolen ansprechen, die auch jetzt schon rasant schnell ihre Kunden auf dem ganzen Globus verteilt finden.

Allerdings dauert das sicherlich noch ein wenig. Wir sind ja gerade erst gestartet und daher auch noch auf der Suche nach tollem, redaktionellen Input. Wir verfolgen einen Crowdsourcing-Ansatz, d.h. jeder der etwas spannendes zum Thema Mobile zu sagen hat und gerne schreibt, ist herzlich dazu eingeladen, sich bei uns als Autor auf MLOVE.com zu registrieren. Und wer weiß, vielleicht können wir so, dank der Mithilfe unserer tollen Community, auch schon ganz bald den Traum in die Wirklichkeit umsetzen.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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