Interview: Florian Resatsch über Neuerungen bei Dealomio.

Florian Resatsch krempelt derzeit Dealomio um: Der Gründer und Geschäftsführer des Dealomio- und Friendticker-Betreibers Servtag bietet seit vergangener Woche den Dealomio-Businesskunden nicht mehr nur die Bewerbung von zeitlich limitierten Sonderangeboten an, sondern mit dem neuen Paket „CPA Complete“ diverse Formen der ortsbasierten Werbung. Über die Trends im Location-based Advertising wird Florian Resatsch am 23. Mai in Berlin auf dem Internet-Kongress iico2012 referieren. Im Vorfeld des Events spricht Florian Resatsch im mobilbranche.de-Interview über den Wandel von Dealomio und verrät, was er in Zukunft plant: die Erweiterung von Dealomio zu einem offenen Netzwerk für Mobile Advertising noch in diesem Quartal und perspektivisch auch Payment-Dienstleistungen.

mobilbranche.de: Mit Dealomio hast Du im September eine Art ortsbezogenen Schnäppchendienst mit zeitlich begrenzten Sonderangeboten gestartet. Wie waren die Erfahrungen im ersten halben Jahr?

Florian Resatsch: Dealomio ist für den so genannten Long-Tail (also beispielsweise kleineren Shop-Besitzern) gestartet. Der stationäre Handel sollte über die App exklusive Angebote bewerben können, vom zeitlich limitierten Sonderangebot bis zu Shop-Veranstaltungen. Dealomio war und ist kein klassisches Schnäppchenportal. Doch schnell haben wir festgestellt: Das Interesse des Handels ist sehr, sehr groß, über ortsbasierte Werbung Kunden in der unmittelbaren Umgebung anzusprechen. Die meisten Händler wünschten sich aber mehr Flexibilität und eine bessere Messbarkeit beim Response als eine zeitliche Limitierung von Offerten. Insgesamt waren wir sehr zufrieden mit dem Wachstum und hatten bis Januar auch mehr als 4500 verschiedene Angebote in der Datenbank.

mobilbranche.de: Nun hat Dealomio Ende März sein Modell geändert und bietet nun mit dem Paket „CPA Complete“ alle Spielformen des Location-based Advertising an. Woher kam der Sinneswandel?

Florian Resatsch: Wir haben das beherzigt, was uns die Händler auf den Weg gegeben haben und sowohl das Geschäftsmodell der App angepasst als auch die Möglichkeit geschaffen, die Angebote außerhalb der App über reichweitenstarke Publisher auszuliefern. dealomio funktioniert jetzt einerseits als App und andererseits als mobiles Werbenetzwerk. Und dafür müssen wir gerade auf den kleinen mobilen Geräten alle Response-Möglichkeiten offerieren. Der eine will sofort in den Shop, möchte also den Weg wissen. Der nächste will lieber weitere Infos per Mail zugesendet bekommen oder erst einmal anrufen, um zu wissen ob die Schuhe überhaupt in der gewünschten Größe vorrätig sind… Mit „CPA Complete“ machen wir die Kampagnen flexibler, messbarer und transparenter. Dadurch erreichen wir größere Filialisten mit mehr Filialen in vielen Städten. So profitieren auch dealomio User in kleinen Städten sofort.

mobilbranche.de: Wie ordnet sich Dealomio nun zwischen „normalen“ Mobile Advertisern wie YOC und Apprupt auf der einen Seite und ortsbezogenen Schnäppchen-Anbietern wie Coupies und Gettings auf der anderen Seite ein?

Florian Resatsch: Wir verbinden die Reichweite großer Netzwerke mit unserem situativen Targeting hinter dealomio. Situatives Targeting bedeutet hierbei, dass wir genau auf den Ort und den Nutzungskontext des Users achten und dementsprechend mobile Angebote aussteuern. Dabei geht es nicht um Schnäppchen, sondern um Angebote, die im Kontext für den Kunden als Mehrwert wahrgenommen werden. Mit dem Mix aus Reichweite, Relevanz und Reponsevielfalt sehe ich dealomio als einziges Werbenetzwerk, welches mobile Werbung mit dem Point-of-Sale auf effiziente Weise verbindet.

mobilbranche.de: Wieso ist das Gesicht von dealomio, die Kunstfigur „Luigi“, beim Relaunch eigentlich unter die Räder gekommen?

Florian Resatsch: Jaja, der arme Luigi. Wir hatten geplant, dealomio auch als B2C Marke im Rahmen der eigenen App zu etablieren. Da wir jedoch hauptsächlich über unsere Publisher gewachsen sind, haben wir den Luigi dort nicht wirklich verwendet. Bei der Akquise großer Handelsmarken ist uns dann aufgefallen, dass es nicht wirklich in deren Konzept passt, Werbung auf Dritt-Plattformen mit einer Kunstfigur zu verschönen. 😉 Daher mussten wir schweren Herzens den lieben Luigi zu Grabe tragen.

mobilbranche.de: Lässt es sich eigentlich heute schon gut messen, in wieweit mobile Werbung zum Kauf bei stationären Händlern führt? Was habt Ihr da im Angebot?

Florian Resatsch: Bei diesem Thema sind wir bereits sehr weit, denn schließlich wollen wir unsere Werbeleistungen künftig nicht über TKP sondern über Performance verrechnen. Die meisten der Response-Möglichkeiten – und dazu zählt nicht nur der Kauf – sind trackbar, wie z.B. der Anruf oder die Anforderung von Infos. Aber auch der Bruch zwischen Mobile Ad und Kauf an der Ladenkasse ist nicht unüberwindbar; hier arbeiten wir gerade an Pilotprojekten, die noch im 2. Quartal 2012 ausgerollt werden. Zudem möchten wir über kurz oder lang das Thema Payment mit anbieten.

mobilbranche.de: Servtag, die Betreibergesellschaft von Dealomio, zählt DuMont Ventures und die Nordwest-Zeitung zu seinen Investoren. Werden wir die Dealomio-Werbung bald auch in deren mobilen Angeboten sehen?

Florian Resatsch: Auf jeden Fall! Momentan arbeiten wir an einer App für die Nordwest-Zeitung. Diese wird lokale Werbung anhand konkreter Parameter wie Uhrzeit oder Wetter aussteuern – ganz ähnlich wie wir es heute schon beim Mobile-Angebot der Bild oder bei berlin.de machen. Die App soll für andere Verlage auch verfügbar gemacht werden.

mobilbranche.de: Wie zu hören ist, arbeitet Ihr generell daran, Dealomio zu einem offenen Netzwerk für Mobile Advertising zu machen. Wie weit seid Ihr damit?

Florian Resatsch: Das ist richtig. Der Relaunch der Website war ein erster und wichtiger Schritt. Geplant ist, Mitte des Jahres mit einem reinen Werbenetzwerk an den Start zu gehen.

mobilbranche.de: Zum Schluss würde ich Dich gerne noch nach Deinem Steckenpferd fragen: NFC. Wann wird es den Durchbruch erleben?

Florian Resatsch: Das NFC-Thema gewinnt derzeit wieder an Aufmerksamkeit und spielt natürlich in unserer Überlegung auch eine große Rolle dabei, den Medienbruch zwischen Mobil uns stationärem Handel zu überbrücken.

Ich glaube, sobald Apple hier ein Signal setzt, werden die Weichen pro – oder contra NFC in Smartphones gestellt. In Karten scheinen sich NFC-Chips schon durchzusetzen. Meine neue Visa-Karte kam bereits mit Chip geliefert… jetzt fehlen also nur noch die Basisstationen.

mobilbranche.de: Und wann wird NFC mit Werbung bei Dealomio verknüpft?

Florian Resatsch: Sobald genügend Geräte kompatibel sind. Wir sind jedenfalls sehr gut vorbereitet…

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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