Interview: Carsten Kress von Sybase 365 über Mobile Commerce in Industrie- und Schwellenländern.

Carsten Kress sieht die Gesellschaft auf Post-PC-Welt, Post-Festnetz-Internet-Ära und Post-Plastik-Ära zusteuern, in deren Mittelpunkt der Mobile Commerce stehen wird, erzählt der Senior Director Sales EMEA bei Sybase 365 im Gespräch mit mobilbranche.de. Anlass des Interviews ist die Veröffentlichung des kostenlosen Handbuchs Mobile Commerce Guide 2012 von Sybase, das auf 160 Seiten Strategien für Finanzinstitute, Mobilfunkbetreiber und Unternehmen zur Realisierung von mCommerce Services in Industrie- und Schwellenländern nennt – ein absoluter Lesetipp für alle mobilen Entscheider. Carsten Kress erzählt im Interview von der Mobile-Commerce-Plattform von Sybase 365 und erläutert, dass in Ländern wie Bangladesch Mobile-Money-Angebote schon jetzt boomen.

mobilbranche.de: Der Mobile Commerce ist einer der größten Wachstumsbereiche des Web – der Verkauf von physischen Waren über Mobilgeräte soll dieses Jahr schon 170 Mrd Dollar umsetzen. An welcher Stelle kommt hier Sybase 365 ins Spiel?

Carsten Kress: Wir stellen die Software, die das Rückgrat dieser neuen Zahlungsnetzwerke sind. Dabei arbeiten wir mit Telcos, Banken, dem Einzelhandel, CP (Consumer Products) und Versorgungswirtschaft, um mCommerce Lösungen zu schaffen. Wir akquirieren und binden neue Kunden, erweitern Beziehungen und schaffen Loyalität. Wir liefern einen einfach zu bedienenden Kanal für mobile Transaktionen. Wir reduzieren die Kosten für den Kunden-Service. Unsere Plattform steht für die schnelle, einfache und sichere Bereitstellung von mobilen Diensten für Verbraucher auf allen mobilen Kanälen weltweit.

mobilbranche.de: Auf dem Mobile World Congress in Barcelona haben Sie Ende Februar eine Mobile-Commerce-Plattform der nächsten Generation vorgestellt. Welche neuen Maßstäbe setzt diese Lösung und wie wird sie im Markt angenommen?

Carsten Kress: Da die Akzeptanz für Mobile Commerce und dessen Nutzung stetig wächst, sind Plattformen nötig, die die kommenden enormen Datenmengen verarbeiten können. Beispielsweise hat Telefónica über 100 Millionen Kunden – weit mehr als die größte Bank. Um all diesen Kunden eine mWallet Lösung anzubieten, kommen bisher unbekannte Herausforderungen auf uns zu. Oder ein anderes Beispiel: Die Dutch Bangla-Bank Limited (DBBL) sagte kürzlich voraus, dass die Zahl ihrer Mobile-Money-Kunden die Zahl der Bank-Kunden übersteigt. Diese Trends verlangen nach neuen Lösungsansätzen und genau das liefert unsere Plattform.

mobilbranche.de: Wie bereits angesprochen, ist einer der großen mobilen Trends im Jahr 2012 die Mobile Wallet, also die digitale Brieftasche fürs Smartphone. Hier kooperieren Sie seit kurzem mit Telefónica. Wie kann man sich diese Zusammenarbeit vorstellen?

Carsten Kress: Durch das fortschreitende Zusammenwachsen von Technologien und Ansätzen der wichtigsten Branchenvertreter gewinnen Mobile Commerce Services weltweit immer mehr an Bedeutung. Die Zusammenarbeit mit Telefónica bietet eine hervorragende Gelegenheit, diesen boomenden Markt mit einem umfassenden Mobile-Wallet-Angebot zu versorgen. Das mWallet ist ein großartiges Beispiel dafür, wie Mobilfunkbetreiber, Finanzinstitutionen, Unternehmen und Online-Händler durch die gemeinsame Nutzung innovativer, kundenorientierter Technologien Millionen von Konsumenten rund um den Erdball mobile Finanzdienstleistungen zur Verfügung stellen können.

mobilbranche.de: Als Global Player ist Sybase nicht nur in den großen Industrienationen aktiv, sondern auch in Schwellenländern. Wie unterscheiden sich dort die mobilen Lösungen zu dem, was in Europa oder den USA nachgefragt wird?

Carsten Kress: In den Schwellenländern sind zwar die Details unterschiedlich, aber das wachsende Interesse an mobilen Services ist gleich. In Bangladesch haben wir einen Mobile-Banking- und Mobile-Payment-Service für die Dutch Bangla-Bank Limited (DBBL) eingerichtet. Der Dienst zählt bereits Kunden im sechsstelligen Bereich, obwohl er noch nicht in allen Bezirken live ist. Die Bank rechnet damit, ihren bisherigen Kundenstamm, den sie über das schlecht ausgebaute Filialnetz erreicht, bis Ende 2012 zu übertreffen und will insgesamt schließlich 20 Millionen Kunden erreichen. Das ist eine riesige Zahl, aber in einem Markt wie Bangladesch leicht zu erklären. Derzeit nutzt ein großer Prozentsatz der Bevölkerung in Bangladesch noch Bargeld. Nur 13 Prozent der 160 Millionen Einwohner verfügen über Zugang zu einer Bank, bedingt durch den Mangel an lokalen Filialen. Mobile Services können die Lösung des Problems sein, aber von 47 Banken im Land haben bisher nur wenige echte mobile Dienste angeboten. Als einer der ersten auf diesem Markt tätig zu werden bedeutet für DBBL täglich hunderte von neuen Kunden zu gewinnen und die Art und Weise, wie die Wirtschaft funktioniert, zu verändern. Darin liegt die Macht von Mobile Commerce.

mobilbranche.de: Was sind für Sie denn generell die wichtigsten mobilen Trends fürs Jahr 2012?

Carsten Kress: Wir sehen momentan eine Verknüpfung von vier Trends. Apple hat vor kurzem verkündigt, dass sich das iPad in Nordamerika besser verkauft als PCs und auf globaler Ebene übersteigt die Zahl der mobilen Geräte (Handys und Tablets) alle anderen elektronischen Geräten, darunter Radios, geschweige denn PCs. Aber es ist mehr als nur eine Post-PC-Welt, wir treten allmählich auch in eine Post-Festnetz-Internet-Ära. In den USA greift einer von vier Menschen ausschließlich über mobile Geräte auf das Internet zu. Und diese Entwicklung kennt nur eine Richtung: nämlich nach oben. Zudem stehen wir kurz davor, in die Post-Plastik-Ära einzutreten, wo Karten- und Barzahlungen von mobile Payments ersetzt ersetzt werden. Das Bindeglied zwischen all diesen Veränderungen ist nicht der PC sondern das mobile Gerät, und dieser Wandel wird sich auf das Shoppingverhalten der Verbraucher sowie auf die E-Commerce Konzepte von Einzelhändlern und Vermarktern auswirken. Im Mittelpunkt von alledem steht Mobile Commerce.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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