Interview: Konrad Hübner von Skycoders über Wege und Fallstricke der App-Entwicklung.

Konrad Hübner von Skycoders, einem Anbieter von Mobile Solutions aus München, hat zusammen mit einem Kollegen 2008 einen der Hauptpreise der Android Developer Challenge mit seiner App cab4me gewonnen und damals auch seine Firma gegründet. Skycoders steht dabei sowohl für eigene Projekte als auch Auftragsarbeiten. So hat Hübner etwa das Social Mobility Network Flinc mitentwickelt oder auch den Qype-Konkurrenten Plazaa. Auf dem Event decoded@mcbw, das vom 8. bis 10. Februar in der BMW Welt in München stattfindet, wird Konrad Hübner über Wege und Fallstricke der App-Entwicklung referieren. mobilbranche.de hatte die Gelegenheit, Hübner im Vorfeld der Veranstaltung zu interviewen. Er spricht  über Usability, Design und den Reiz von Location-based Services.

mobilbranche.de: Welche App, die von jemand anderem stammt, hätten Sie gern selbst entwickelt, weil Sie diese so genial finden?

Konrad Hübner: Cut the Rope. Viel süßer als Angry Birds. Mein Schwerpunkt liegt nicht in der Spiele-Entwicklung, aber irgendwie sind es die Spiele, die aus sich heraus den größten Erfolg haben können, auch mit simplen Ideen. Am Ende steckt halt doch in jedem ein Kind. Und Cut the Rope hat neben einem super Konzept auch noch wunderhübsche Grafiken.

mobilbranche.de: Auf der decoded@mcbw sprechen Sie über Wege und Fallstricke der App-Entwicklung. Was sind die wichtigsten Punkte, die man beherzigen sollte?

Konrad Hübner: Usability und Design. Die Ansprüche an Apps sind in der Vergangenheit ungleich höher geworden. Entweder, die Idee ist so simpel und toll, dass sie auch ohne Design auskommt (wie bei Doodle Jump) oder sie muss einfach toll ausschauen, sonst versinkt man im Mittelmaß. Aber auch Design ist nicht alles, die Bedienung sollte so intuitiv wie möglich sein, schließlich hat man keine Chance, seinen Anwendern die App zu erklären.

mobilbranche.de: Und was sind die schlimmsten Fehler, die man bei einer App-Entwicklung machen kann?

Konrad Hübner: Viele Kunden, die eine App haben wollen, machen sich zu wenige Gedanken. Der Erfolg hängt an vielen Faktoren und es fängt schon damit an, sich gut zu überlegen, was ich mit der App überhaupt erreichen will. Nur, damit ich eine auf dem Markt habe, lohnt es sich nicht. Denn die Anwender sind sehr kritisch. Als guter App-Entwickler berate ich meine Kunden auch und implementiere nicht nur.


mobilbranche.de: Mit Ihrer Taxibestell-App Cab4Me haben Sie 2008 die Android Developer Challenge gewonnen – doch von Cab4Me hört man heute recht wenig, dafür vielmehr von MyTaxi. Woran liegt’s?

Konrad Hübner: Grundsätzliche Überlegungen. MyTaxi hat den Kampf mit den Zentralen aufgenommen, aber auch die Zentralen haben mittlerweile eigene Apps. cab4me ist eine von denen, meine Anwender können in Frankfurt/Main, Hannover, Celle, Lübeck und Mannheim schon online bestellen. Und ich muss nicht jeden Taxifahrer einzeln anwerben. Das bietet eine höhere Service-Qualität. Und natürlich habe ich keine 5 Millionen Euro Risikokapital eingeworben. Ich habe es allerdings auch nicht versucht. Aber cab4me läuft weiter sehr stabil und hilft international vielen Anwendern, ein Taxiunternehmen zu finden. Auch die Entwicklung geht weiter.

mobilbranche.de: Muss eine erfolgreiche App eigentlich immer einen Location-based Service enthalten? Auch Ihre Apps CaskFinder, Flinc und Plazaa haben ja einen starken geographischen Bezug.

Konrad Hübner: Die Frage ist ja immer, wovon der User einen wirklichen Nutzen hat. Spiele vertreiben einem die Zeit. Aber was mache ich sonst, wenn ich unterwegs bin? Auf Informationen zugreifen, die ich anderswo abgelegt habe, oder ich suche irgendwas, und das halt oft mit geografischem Bezug. Ich denke schon, dass besonders LBS einen echten mobilen Mehrwert liefern, und das auch als Mobile-Only-App. Die meisten anderen Apps haben ja einen Service im Hintergrund, zu dem sie einfach nur ein neues Frontend bieten. Solche Klassifizierungen kann man recht gut aufstellen, das führt jetzt aber zu weit. Die von mir entwickelten Location-based Services Apps sind ja auch ganz unterschiedlich. flinc zum Beispiel ist ein super Startup aus Darmstadt, welches die Mobilitätsprobleme aufgreift – und die habe ich halt oft, wenn ich unterwegs bin. Ebenso plazaa, ein neues Bewertungsportal, das Qype Konkurrenz macht. Natürlich ist es einfacher, wenn es mein Restaurant sofort anhand des Standorts findet. Ich persönlich finde Geo-Dienste sehr spannend, weshalb es auch besonderen Spaß macht, solche Apps zu entwickeln.

mobilbranche.de: Werfen Sie doch bitte zum Abschluss einen Blick in die Glaskugel: Wohin wird die Reise bei Apps im Jahr 2012 gehen?

Konrad Hübner: Ich bin gespannt, wohin sich Windows Phone 7 bewegt. Android und iPhone haben die App-Entwickler gerade noch geschafft, eine dritte Plattform zu bedienen wird aber herausfordernd. Und auch die Entwicklung bei der iPhone Hardware wird interessant. Android leidet etwas unter der Vielfalt, weil ich als Entwickler einfach nicht alles testen kann. Das konnte Apple bisher vermeiden, nur wird das weiter so gehen? Am Ende sind es aber die Ideen, die Impulse setzen, und da weiß man nie, was sich die Entwickler-Gemeinde alles ausdenkt. Es wird bestimmt Überraschungen geben, da bin ich mir sicher.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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