Interview: Monika Lischke über das Intel AppUp Center und das Intel AppUp developer program.

Intel bietet sein AppUp Center, einen Appstore für Netbook- und Notebook-Anwendungen, seit gestern offiziell auch in deutscher Sprache an. Zum Auftakt kooperiert Intel dabei mit notebooksbilliger.de – der Notebook-Händler hat einen deutschsprachigen Partnerstore eröffnet. Aus diesem Anlass hat mobilbranche.de mit Monika Lischke gesprochen, die als Community Manager im Intel AppUp developer program arbeitet und die Kontakte zu Entwicklern pflegt, die ihre Apps in das Intel AppUp Center bringen wollen. Auch wenn das AppUp Center derzeit nicht direkt für Mobilgeräte ausgerichtet ist, so ist es doch interessant für Entwickler von mobilen Apps, findet Monika Lischke – schließlich können Entwickler so auf recht einfache Art ihre Apps auch PC-tauglich machen und sich so einen neuen Markt erschließen.

mobibranche.de: Das Intel AppUp Center gilt als der „größte App-Marktplatz, von dem noch nie ein Mensch gehört hat“, hat Intel-Manager Peter Biddle einmal ironisch gesagt. Woran liegt das?

Monika Lischke: Das war ein sehr schönes Zitat, das auch eine Menge Aufmerksamkeit generiert hat. Er hat insofern Recht, dass Intel am Anfang vor einer wichtigen Entscheidung stand: Zuerst die Entwickler ansprechen undversuchen, so viele Anwendungen wie möglich reinzukriegen oder geht man gleich auf die Verbraucher zu mit wenig bis gar keinen Anwendungen. Wir haben uns dafür entschieden, erst mal die Entwickler anzusprechen und ihnen anfangsApps für Netbooks schmackhaft gemacht, weil es für diesen Bereich noch keinen Appstore gab. Mittlerweile haben wir fast 30.000 Entwickler weltweit, die in dem Programm sind und eine Vielzahl von Anwendungen eingereicht haben. Der Bereich, in dem ich selbst arbeite, ist dafür verantwortlich, Apps in den Store zu bekommen. Eine andere Abteilung, mit der wir natürlich sehr eng zusammenarbeiten, adressiert die Endkunden und soll die Apps zu ihnen bringen.

mobilbranche.de: Mit welchen Geräteherstellern arbeitet Intel denn beim Intel AppUp Center bereits zusammen?

Monika Lischke: Wir haben Kooperationen beispielsweise mit Fujitsu, Acer und Asus. Außerdem haben  wir ein Partnerprinzip im Einzelhandel: Am Montag, 21.11., ist der deutschsprachige App Store von Notebooksbilliger.de gestartet, der komplett auf unsere App-Datenbank zugreift. In England ist Dixons dabei, in Indien gibt es Chroma, in den USA Best Buy. Diese Partner nutzen unseren Store und unser ganzes Backend. Dabei verwenden sie ein eigenes Branding: Da steht dann groß beispielsweise Dixons drauf, und nur klein „powered by Intel“. Endverbraucher haben also den Eindruck, direkt bei Dixons einzukaufen – dem Anbieter, bei dem Sie auch Ihr Notebook gekauft haben und dem sie vertrauen. Durch dieses Partnerprinzip  bieten wir Geräteherstellern und Retailern die Möglichkeit, speziell angepasste Appstores für die Bedürfnisse ihre Kunden anzubieten. Für Intel ist es nicht wichtig, hier im Vordergrund zu stehen, weil die Partnerstores sehr gut bei den Verbrauchern ankommen.

mobilbranche.de: Also tretet ihr dem Verbraucher gegenüber generell nur im Hintergrund auf?

Monika Lischke: Es ist schon eine zweigleisige Geschichte. Wir haben einerseits die Partnerstores, man kann sich aber auch direkt auf appup.de das Intel AppUp Center runterladen, das seit dieser Woche auch in deutscher Sprach zur Verfügung steht.

mobilbranche.de: Aber die vorinstallierte Lösung ist der Kern?

Monika Lischke: Natürlich haben wir eine Präferenz, das mit Partnern zusammen zu machen. Denn wenn der Appstore schon auf dem Netbook oder dem PC vorinstalliert ist, erreicht man noch einmal eine ganz andere Masse an Leuten und hat man eben dieses schöne Bundle aus Hardware von unseren Partnern, Intel-CPU und eben Intel-Software. Außerdem wird der Store dann direkt als Angebot des Herstellers oder des Händlers wahrgenommen, für den sich die Endkunden entschieden haben.

mobilbranche.de: Früher hat man sich Software ja in einer Box im Handel gekauft. Wie seid Ihr überhaupt auf die Idee gekommen, das App-Prinzip auf PCs und Netbooks zu bringen?

Monika Lischke: Intel ging es darum, den Geräteherstellern und Retail-Partnern eine Infrastuktur zu schaffen, um Konsumenten einen zusätzlichen Mehrwert durch leicht beziehbare Software zu bieten  Dieses Prinzip kennen wir ja vom Smartphone und es wurde von Intel zunächst auch auf den Netbook-Markt übertragen – die Vorteile sind klar: Ich kann jederzeit und von jedem Ort aus passende Applikationen suchen und so das Gerät entsprechend meinen individuellen Bedürfnissen optimieren. Das dieser Prozess auch auf andere Geräteklassen wie beispielsweise den Heim-PC übertragen wird ist nur der logische Schritt.

mobilbranche.de: In Deutschland seid ihr ja gerade in der Phase, vor allem die Entwickler anzusprechen. Das Intel AppUp developer program gibt’s erst seit Ende Mai auch für Entwickler, die deutschsprachige Applikationen in den Intel Store bringen wollen. Wie ist denn die erste Resonanz? Und wieviele Entwickler sind schon dabei?

Monika Lischke: Insgesamt gibt es fast 30.000 Entwickler weltweit im Programm. Wir hatten schon unterschiedliche Events und sind gerade dabei, unser Programm noch bekannter machen. Wir haben so genannte Intel AppUp Appication Labs, in denen wir Leuten erklären, was das Programm ist, was man tun muss und welche Anreize es gibt. Am 28. November und am 2. Dezember werden wir beispielsweise kostenlose Onlineseminare durchführen: das erste wird das IADP als Ganzes erläutern, das zweite richtet sich speziell an HTML5-Entwickler und solche die es werden wollen.

Wir haben kleinere Gewinnspiele veranstaltet und eine meiner Hauptaufgaben ist es, das Programm zu lokalisieren: die Webseiten und Inhalte auch auf Deutsch anzubieten. Grundsätzlich geht es also erst einmal darum, dass wir rausgehen und den Leuten sagen: Uns gibt es und wir haben ein lokales Angebot in Deutschland. Wir haben jemanden, der für die Validierung zuständig ist, der auch Deutsch spricht, den kann man ansprechen, wenn irgendwas ist. Wir sponsern auch Veranstaltungen aus dem Community-Bereich wie zum Beispiel die .NET Openspace. Meine Aufgabe besteht darin, diese Community aufzubauen, also Leute zu finden, die mit uns zusammen arbeiten möchten. Die Unabhängigkeit der Community ist oberstes Gut und Kritik erlaubt, sogar gewünscht! Natürlich wird Engagement unterstützt, wie etwa durch das Black Belt Program, in dem Entwickler Punkte sammeln können und ab einem gewissen Stand Bücher oder Hardware bekommen können. Zu guter Letzt gibt’s einen Blog, auf dem schreibe ich aktuell über meine Gehversuche in Sachen HTML5, da dort auch unsere Reise hingeht.


mobilbranche.de: Welche Art von Entwicklern sind denn bereits in Eurem Intel AppUp developer program drin? Sind es mehr die Einzelkämpfer oder auch die Softwarehäuser?

Monika Lischke: Das ist unterschiedlich. Wir haben einerseits Formate um Einzelpersonen anzusprechen. Mittels Kampagnen und Wettbewerben durch unser Marketing und im kleineren Kreise durch das Developer Relationship Management, das ich mache. Daneben gibt es noch unsere Portfolio-Manager, die mit Softwarehäusern zusammenarbeiten, um Apps mit besonderer Strahlkraft für das IADP zu gewinnen. Dabei existiert auch jeweils einen Kollegen speziell für Deutschland sowie für Frankreich, Großbritannien, Spanien  und Italien. Sie helfen den Softwarehäusern z.B. zusammen mit unseren Technikern beim Portieren von Anwendungen, und unter bestimmten Voraussetzungen auch mit finanziellen Mitteln.

mobilbranche.de: Kannst Du beispielhaft Entwickler nennen, die schon mit Euch zusammenarbeiten?

Monika Lischke: Ja, zum Beispiel sind die Leute von Kunst-Stoff dabei. Die waren mit dem Spiel „Pudding Panic“ für iOS sehr erfolgreich und waren iPad-App der Woche. In dem Community-Bereich gibt es Entwickler, die mehr Einzelkämpfer sind, beispielsweise selbstständige Entwickler wie Andreas Breitschopp aus München, der klassische Windows-Software für unseren AppUp Store portiert und mir schon versichert hat, wie einfach das mittels des SDK ist. Aber dann gibt es auch unglaublich vernetzte Menschen wie Albert Weinert, ein .NET-Enwickler aus Köln. Letztlich ist von Einzelpersonen über Startups bis hin zu professionellen Unternehmen alles dabei.

mobilbranche.de: Ich höre immer wieder das Stichwort portieren – das heißt, in das Intel AppUp Center kommen Apps, die es zuvor schon für eine andere Plattform gab?

Monika Lischke: Genau, gerade bei schon bestehender Windows-Software ist das sehr einfach. Daneben geht unsere Reise in Richtung HTML5 und wir haben ein Tool, den „Encapsulator“. Damit werden vorhandene Webfiles zuerst in einer ZIP-Datei zusammengefasst und dann hochgeladen. Dann passieren in diesem Tool wundersame Dinge – und puff ist eine Web App draußen, die in unseren Store eingereicht werden kann.

mobilbranche.de: Welche Anreize bietet Ihr konkret? Wieso sollten Entwickler auf Euer Programm setzen?

Monika Lischke: Zum einen ist es relativ einfach, beispielsweise schon vorhandene Windows-Software zu uns zu portieren und dann von uns vermarkten zu lassen. Dabei haben wir den üblichen Developer-Share von 70 zu 30. 70 Prozent landen also beim Entwickler. Außerdem haben wir unterschiedliche Wettbewerbe wie z.B. momentan die Web App Challenge, die weltweit läuft. Die ersten 200 Anwendungen, die eingereicht werden, bekommen dabei einfach so 250 Dollar als Prämie. Anschließend werden die eingereichten Apps kategorisiert und der Entwickler der jeweils besten App kann ein Ultrabook. gewinnen Wir achten darauf, dass wir immer wieder solche Wettbewerbe haben, weil das für Entwickler einen schönen Anreiz bietet. Zudem gibt es den „Accelerator Fund“: Wenn ein Entwickler eine großartige Idee für eine neue App hat oder aber eine erfolgreiche App z.B. von iOS in den Windows-Bereich bringen will, wie etwa die „Pudding Panic“-Leute, dann prüfen wir eine besondere Form der Zusammenarbeit und ob von uns finanzielle Unterstützung geleistet werden könnte. Damit können iOS-Entwickler einen ganz neuen Markt erschließen, den der Windows-Systeme.

mobilbranche.de: Gibt es Apps, die in Deutschland schon exklusiv für Eure Plattform entwickelt wurden?

Monika Lischke: Exklusiv nur in sofern, dass z.B. „Pudding Panic“ von einer deutschen Firma kommt und man es bislang nicht auf dem PC spielen konnte. Aber meine Kollegen sind an bestimmten Projekten dran, weil wir vor allem Menschen, die in naher Zukunft eines der neuen Ultrabooks kaufen, besondere Apps anbieten möchten.

mobilbranche.de: Wir haben jetzt viel über Apps für Netbooks, Ultrabooks und PCs gesprochen. Im mobilen Bereich hat Intel ja gerade von dem Betriebssystem MeeGo auf Tizen umgeschwenkt. Welche Priorität hat das Thema Mobile bei Intel?

Monika Lischke: Natürlich sehen wir die Relevanz von Handheld-Geräten aller Art. Es handelt sich bei Tizen allerdings nicht um ein Umschwenken – vielmehr wird MeeGo um das offene Betriebssysteme LiMo aus der LiMo Foundation erweitert, welches speziell für den Einsatz auf Handheld-Geräten entwickelt wurde. Details kann ich aber leider noch nicht verraten.

mobilbranche.de: In Zukunft dürfte aber HTML5 sicher auch für mobile Endgeräte bei Intel eines der Stichwörter sein, oder?

Monika Lischke: Ja, denn das schöne bei HTML5 ist schließlich, das es wirklich plattformübergreifend ist und auf dem Weg zu einem Industriestandard.

mobilbranche.de: Vielen Dank für das Interview!

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