Interview: Marco Hauprich über mobiles Reisen mit HRS.

Marco Hauprich ist Director Mobile & New Media bei HRS, einem weltweiten Hotelportal für Privat- und Geschäftsreisende mit durchschnittlich sechs Millionen Nutzer pro Monat. Auf der Mobile Tech Conference, die vom 12. bis 14. September in der Rheingoldhalle in Mainz läuft, spricht Hauprich darüber, wie Smartphones, Tablet-PCs und Apps den Internethandel revolutionieren. Damit hat Hauprich nicht nur durch seine Arbeit bei HRS Erfahrung – denn zuvor führte er bereits für die Deutsche Post Produkte wie das „Handyporto“ ein. mobilbranche.de hatte die Chance, vorab mit Marco Hauprich über die mobile Strategie von HRS zu sprechen. Hauprich erzählt u.a., dass 75 Prozent der mobilen Hotelbuchungen spontan für den selben oder den nächsten Tag erfolgen. Zudem deutet er an, dass die NFC-Technologie hohes Potential für die Hotelerie birgt.

mobilbranche.de: HRS fährt mittlerweile offenkundig die Strategie „Mobile First“ bei neuen Entwicklungen. Woran liegt das?

Marco Hauprich: Das mobile Internet entwickelt sich zu dem dominierenden Weg ins Web. Weltweit werden im Jahr 2014 mehr Personen über mobile Endgeräte im Internet surfen als über PCs und Laptops. Auch immer mehr Reisende buchen ihre Zimmer von unterwegs und zweistellige monatliche Wachstumsraten bei HRS bestätigen eindrucksvoll die zunehmende Bedeutung der mobilen Lösungen. Bei Geschäftsreisen erwarten wir in den nächsten drei Jahren einen Anteil der mobilen Buchungen von 20 Prozent und werden weiter in innovative Anwendungen und Produkte investieren, die dem Nutzer einen Mehrwert liefern. In meinem Vortrag auf der Mobile Tech Conference in Mainz werde ich erläutern, wie Europas führendes Hotelportal HRS sein erfolgreiches Geschäftsmodell um mobile Angebote erweitert, um den neuen Nutzerbedürfnissen gerecht zu werden.

mobilbranche.de: Was sind für Sie derzeit die größten Herausforderungen und die größten Trends im mobilen Bereich?

Marco Hauprich: Die zunehmende Verbreitung von Smartphones und anderen mobilen Endgeräten stellt etablierte Marken wie HRS vor neue Herausforderungen und haben die Tourismusbranche revolutioniert. Dabei stellt die zunehmende Fragmentierung der mobilen Welt Unternehmen vor große Herausforderungen. Zwar teilen sich Android und iOS 60 Prozent des Marktes, doch die übrigen 40 Prozent verteilen sich auf eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme. So ist HRS mittlerweile auf vierzehn mobilen Plattformen präsent. Zusätzlich haben wir die mobilen Seiten für die browserbasierte Suche für mehr als 7.000 Modelle optimiert. Diese Fragmentierung gilt es zu managen. Denn durch die permanente Weiterentwicklung der Betriebssysteme und Browser sind mobile Seiten oft schon bei der nächsten Systemaktualisierung technisch veraltet.

Zu den aktuellen Trends, die sicherlich auch auf der Mobile Tech Conference eine Thema sein werden, gehören die Hybrid Apps, eine Kombination aus Website und App, sowie die neuesten HTML5-Technologien, die für jedes Betriebssystem geeignet sind. Auch das Thema Mobile Couponing wird immer relevanter und bietet Unternehmen vielfältige Möglichkeiten zur Neukundengewinnung und Kundenbindung mit Hilfe von Rabatten oder Werbegeschenken. Mittelfristig wird die sukzessive Ablösung des stationären Webs durch das mobile Internet spannend. Damit einhergehend wird es logischerweise auch eine Verschiebung der Vertriebs- und Marketingstrukturen in Unternehmen hin zum mobilen Kanal geben. Auch das Thema Mobile CRM zur Unterstützung von Geschäftsprozessen mit Kundenkontakt wird immer bedeutender. Und langfristig gehört das Thema Near Field Communication mit Mobile Payment, Ticketing, Proximity Marketing und e-Health zu den wichtigen Trends.


mobilbranche.de: Wie groß ist für HRS das Thema Geolokalisierung – werden die Reisen eher geplant von zu Hause auf dem Sofa gebucht oder eher spontan unterwegs auf der Suche nach einer Unterkunft in der Nähe?

Marco Hauprich: Wir beobachten, dass die HRS Apps bevorzugt für die spontane Buchung unterwegs genutzt werden. Vor allem Geschäftsreisende müssen häufig flexibel auf neue Gegebenheiten reagieren und ihre Reisen spontan umplanen, weil das Meeting länger dauert oder ein unvorhergesehener Termin auf die Agenda gelangt. So sind bei HRS 75 Prozent der Hotelbuchungen über mobile Endgeräte für den gleichen Tag oder einen Tag später.

Mithilfe von Geolokalisierungsfunktionen lässt sich schnell und einfach das passende Hotel in der direkten Umgebung finden, ohne zeitraubende Recherche oder Eingabe des Standortes. Schon heute nutzen über 50 Prozent der mobilen Bucher bei HRS diesen Service. Auch der Weg in das ausgewählte Hotel ist mit der dynamischen Kartenansicht ganz leicht zu finden. Durch die Integration von Google Street View kann sich der Nutzer mit den 360-Grad-Panoramabildern sogar direkt einen Eindruck von der Hotelumgebung machen.

Zusätzlich bietet HRS mit Hilfe von „Augmented Reality“ eine weitere intuitive Umkreissuche für iPhone- und Android-Nutzer: Die Anwendung „Hotels Now!“ blendet nahegelegene, verfügbare Hotels auf dem Kamerabild des Smartphones ein. Die Entfernung zum Hotel, der Zimmerpreise und die Bewertung des Hauses sind direkt erkennbar und erleichtern die Hotelauswahl. Das Hotelzimmer kann direkt aus der Anwendung heraus mobil gebucht werden.

mobilbranche.de: Anders als viele andere Anbieter sind Sie im mobilen Bereich nicht nur auf dem iPhone vertreten, sondern auf nahezu allen gängigen mobilen Plattformen. Wie ist denn die Umsatzverteilung je nach Systemen? Und gibt es Tendenzen wie z.B., dass Android-Nutzer Sparfüchse sind?

Marco Hauprich: HRS ist mittlerweile auf vierzehn wichtigen mobilen Plattformen vertreten und baut seine Vorreiterrolle im Mobile Commerce weiter aus. Allein im Jahr 2011 wurden sechs neue Plattformen gelauncht bzw. entscheidend verbessert. Dabei sind iPhone-Nutzer aktuell führend, wenn es um mobile Buchungen bei HRS geht. Das iPad ist bereits der zweitwichtigste Buchungskanal unter den mobilen Geräten, noch vor der Android-Plattform.

Vor allem bei den Tablet-PCs sehen wir noch großes Potential, da sie sich wegen der im Vergleich zu den Smartphones größeren Bildschirme noch besser zum mobilen Surfen oder für datenintensive Anwendungen wie Videostreamings eignen. Aufgrund seiner Benutzerfreundlichkeit und Größe laden die Tablet-PCs besonders zum Stöbern und Entdecken ein. Auf keinem anderen mobilen Gerät werden so viele Hotels angeschaut wie auf dem iPad. Vor allem bei den Privatreisenden verzeichnen wir einen starken Zuwachs der Hotelbuchungen über das iPad. Und viele neue Geräte stehen schon bereit, um dem Apple iPad Konkurrenz zu machen.

mobilbranche.de: Bislang konzentrierte sich HRS in seinen Apps v.a. auf die Reisebuchungen. Nun will sich HRS aber auch zunehmend als Begleiter auf Reisen positionieren. Wie kann ich mir das genau vorstellen?

Marco Hauprich: HRS wird seine mobilen Applikationen mit zusätzlichen Serviceangeboten weiterentwickeln. Dabei möchten wir den Gästen nützliche Informationen an die Hand geben, die sie bei der Hotelbuchung unterstützen und ihren Aufenthalt im Hotel erleichtern. Über Standortinformationen, die das Gerät liefert, erhalten Smartphone-Nutzer immer genau die Informationen, die sie vor Ort benötigen, ohne aufwändige und zeitraubende Internetsuche. Dank GPS wäre es auch vorstellbar, dass das Hotel kurz vor Eintreffen des Gastes eine Information über die HRS App erhält, damit es schon einmal die Check-in Unterlagen vorbereiten kann, um die Abwicklung vor Ort zu beschleunigen.

Bei zunehmender Verbreitung der NFC-Technologie (Near Field Communication) ist es auch gut vorstellbar, dass HRS Kunden in Zukunft einfach via Handy im Hotel einchecken. Die Zimmerschlüsselinformation könnte dabei dann direkt auf das Smartphone übertragen werden, so dass der Gast die Zimmertür mit seinem Handy öffnen kann. Ebenfalls denkbar ist, dass Hotelservices in die HRS App integriert werden. So ist vorstellbar, dass der Gast über die HRS App Informationen über das Menü im Hotelrestaurant, die Öffnungszeiten des Wellness-Bereichs oder den Gebäudeplan vorfindet. Auch die Klimaanlage und weiterer Technik im Hotelzimmer könnte über die App gesteuert werden.

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